Oscar Niemeyer

* 15.12.1907 in Rio de Janeiro;

Der brasilianische Architekt Oscar Niemeyer erlangte Weltruhm durch die maßgebliche Gestaltung und Realisierung der brasilianischen Hauptstadt Brasilia. 1987 erklärte die UNESCO Brasilia zum Weltkulturerbe.

Oscar Niemeyer wurde als Oscar Ribeiro de Almeida de Niemeyer Soares am 15.12.1907 in Rio de Janeiro geboren. Sein deutscher Name lässt sich auf Konrad Heinrich von Niemeyer zurückverfolgen, der im 18. Jahrhundert von Hannover nach Portugal übersiedelte. 1928 begann er ein Studium an der Escola Nacional de Belas Artes in seiner Heimatstadt. 1934 erlangte der den Doktortitel in Architektur an der Universität von Rio de Janeiro. Ein bekanntes Frühwerk entstand noch während seines Studiums 1936 – das Gebäude des Ministeriums für Bildung und Gesundheit (heute der Kulturpalast) für das Architekturbüro von Lúcio Costa. Das brachte ihn mit dem französischen Architekten und Maler Le Corbusier – er lieferte die Vorlage – zusammen, der Niemeyer später zu seinem Assistenten machte. Nach dem Studium arbeitete Niemeyer weiterhin für Lúcio Costa. 1939 gingen sie gemeinsam nach New York, um den brasilianischen Pavillon bei der Weltmesse zu planen. 1945 wurde Niemeyer Mitglied der Kommunistischen Partei in Brasilien. Zwischen 1947 und 1953 übernahm er die Vertretung Le Corbusiers im Planungsgremium der UNO für das Haus der Vereinten Nationen.

Zeitig setzte Niemeyer bei seinen Bauwerken ausschließlich auf Stahlbeton als Baumaterial. Gestalterisch bevorzugte er organische Formen mit Rundungen und Bögen – rechteckige Winkel lehnt er ab.

1957 berief der brasilianische Staatspräsident Juscelino Kubitschek Niemeyer als Chefarchitekt, um die neue Hauptstadt Brasilia zu entwerfen. Lúcio Costa war der Stadtplaner. Binnen 1000 Tage sollte in der Hochebene Planalto das Jahrhundertprojekt entstehen – 1964 war es fertig. Alle öffentlichen Gebäude der auf dem Reißbrett geplanten Stadt stammen von Niemeyer, beispielsweise der offizielle Wohnsitz des Präsidenten, die Kathedrale, das Oberstes Bundesgericht, der Platz der Drei Gewalten sowie der Flughafen.

1966 ging er aufgrund seiner Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei nach Frankreich ins Exil. Zwei Jahr zuvor ergriff das Militär die Macht. Seine Arbeit in Brasilien, unter anderem lehrte er an der Universität in Rio de Janeiro, konnte er Ende der 60er Jahre jedoch fortsetzen. Erst 1982 kam er ganz zurück nach Brasilien. Im Exil eröffnete er 1972/73 ein Büro nahe des Champs Elysées in Paris. In dieser Zeit entstand zum Beispiel das Kulturzentrum in Le Havre 1972 und das Verlagshaus von Mondadori in Mailand. 1990 trat er aus der Kommunistischen Partei in Brasilien aus.

Mehr als 600 Projekte konnte Oscar Niemeyer bisher realisieren. Mit über 100 Jahren ist er noch immer als Architekt tätig.

Werkauswahl
• Ministerium für Bildung und Gesundheit (heute Kulturpalast), Rio de Janeiro, 1937 bis 1943
• Brasilianischer Pavillon auf der Weltausstellung, New York City, 1939
• Casa do Baile, Tanzsaal und Restaurant, Pampulha bei Belo Horizonte, Brasilien, 1940
• Nationalstadion von Rio de Janeiro, 1941
• Kirche São Francisco, Pampulha, Brasilien, 1943
• Großer Pavillon der Biennale de São Paulo im Ibirapuera Park, São Paulo, 1951
• Hauptgebäude der Vereinten Nationen UN-Hauptquartier, New York City, 1952
• Interbau-Wohnhochhaus, Berlin-Hansaviertel, 1957
• Öffentliche Gebäude von Brasília (u. a. Kathedrale von Brasilia, Nationalkongress, Alvorada-Palast, Itamarati-Palast, Planalto-Palast, Platz der drei Gewalten, Oberster Gerichtshof), 1957 bis 1964
• Hauptsitz der Französischen Kommunistischen Partei (PCF), Paris, 1967 bis 1972
• Verlagsgebäude Mondadori, Segrate bei Mailand, Italien, 1968
• Nationalhotel, Rio de Janeiro, 1968
• Bürogebäude Sede Fata, Pianezza bei Turin, Italien, 1977 bis 1979
• Sambódromo, Rio de Janeiro, 1984
• Museu de Arte Contemporânea (Museum für zeitgenössische Kunst), Niterói, 1991
• Museu Oscar Niemeyer, Curitiba, Paraná, Brasilien, 2002
• Konzerthalle in São Paulo – 2004

Ehrungen (Auswahl)
• Mitgliedschaft in der American Academy of Arts and Sciences, 1949
• Goldene Löwe der Biennale di Venezia, 1963
• Premio Benito Juarez anlässlich der Hundertjahrfeier der mexikanischen Revolution, 1964
• Ritter der Ehrenlegion, 1970
• Goldmedaille des American Institute of Architects AIA, 1970
• Ehrenmitglied der Akademie der Künste der UdSSR, 1983
• Pritzker-Preis für Architektur, 1988, zusammen mit Gordon Bunshaft
• Prinz-von-Asturien-Preis, 1989
• Goldmedaille des Colegio de Arquitectos de Barcelona, 1990
• Cavaliero Comendador da Ordem de Sao Gregorio Magno, verliehen durch Papst Johannes Paul II., 1990
• Ehrendoktorwürde der Universität von São Paulo, 1995
• Goldmedaille des Royal Institute of British Architects (RIBA), 1996
• Praemium Imperiale, 2003
• Commandeur de la Légion d'Honneur, 2007


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